Im mit Sand gefüllten Behältnis vor dem Kreuz stehen bereits sieben brennende Kerzen, als zwei Mitglieder der ukrainischen Gemeinde ans Rednerpult treten. Die beiden tragen die achte Station des Kreuzwegs vor, an der Jesus den weinenden Frauen begegnet. Sie lesen die Bibelstelle auf Ukrainisch vor und fügen, wie schon sieben muttersprachliche Gemeinden vor ihnen, auf Deutsch einige Worte an, mit der sie eine Leidenserfahrung vor Gott bringen: „Jesus sagt zu den Frauen aus der Ukraine: Weint nicht um mich, ich bin bei Euch. Ihr sollt aushalten, wie ich ausgehalten habe. Ihr sollt jeden Tag, wo auch immer ihr seid, kämpfen, denn ihr kennt den Preis des Lebens.“ Es ist still in der Innenstadtkirche Liebfrauen, während sie eine Kerze entzünden und sie in den Sand zu den anderen stellen.
Viel Leid gibt es in diesen Tagen, in der Ukraine, aber auch in anderen Ländern der Welt. Da hat der Kreuzweg der Welt in Liebfrauen, den Katholikinnen und Katholiken anderer Muttersprache jedes Jahr in Liebfrauen beten, etwas besonders Tröstliches. Der Kreuzweg hat traditionell 14 Stationen – und neben 13 muttersprachlichen Gemeinden, deren Bibelstellen und Leidenserfahrungen unten nachgelesen werden können – trugen bei der Andacht am Freitagabend auch die gastgebenden Kapuziner wieder einen Part vor. „Seit 2016 gibt es den ,Kreuzweg der Welt‘, bei dem Menschen eine Leiderfahrung ihres Heimatlandes oder ihrer Gemeinschaft in Frankfurt benennen und mit dem Kreuzweg Jesu verbinden“, erklärt Brigitta Sassin, Referentin für Gemeinden anderer Muttersprache und christlich-islamischen Dialog in der Katholischen Stadtkirche und Organisatorin der Andacht. „Wir teilen diesen Kreuzweg als ein Zeichen der Verbundenheit: wir bitten, dass Gott sich der Menschen, die wir im Herzen tragen und hier erinnern, erbarmen möge.“
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