In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 setzten die Nazis im gesamten Frankfurter Stadtgebiet Synagogen in Brand, verwüsteten jüdische Geschäfte und verhafteten mehr als 1000 Jüdinnen und Juden, von denen die Mehrheit ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert und ermordet wurde. Daran erinnern wir uns in diesen Tagen. Umso mehr, umso eindringlicher, weil Jüdinnen und Juden in Frankfurt sich heute, 85 Jahre später, erneut nicht mehr sicher fühlen! Es ist unsere gemeinsame Pflicht und Verantwortung: „Nie wieder ist Jetzt!“.
Stadtdekan Johannes zu Eltz sagt: "Christinnen und Christen auch in Frankfurt müssen im Weltmaßstab denken und sich das unsägliche Leid in Israel zu eigen machen. Aber unsere wichtigste Aufgabe ist es, dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger in Frankfurt ungeängstigt und ungehindert ihr Leben führen können."
Deshalb ruft dasRömerbergbündnis, dem auch die Katholische Stadtkirche angehört, für Freitag, 17. November, 15 Uhr, zu einer Kundgebung auf dem Opernplatz und einem anschließenden Zug zur Westend-Synagoge auf. Das Römerbergbündnis wurde 1978 gegründet mit dem Ziel, auf breiter Ebene Widerstand zu leisten gegen Versuche der NPD und anderer Rechtsextremer, in Frankfurt Fuß zu fassen. Im Römerbergbündnis besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Jüdischen Gemeinde, der Evangelischen Kirche, der Katholischen Kirche, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und des Frankfurter Jugendrings.
"Antisemitismus ist ein Angriff auf die universalen Werte unseres Zusammenlebens, ein Angriff auf die Würde des Menschen", sagt Bischof Georg Bätzing in einem am 8. November veröffentlichten Statement. "Diese Werte im Alltag zu schützen, heißt nicht wegzusehen, wenn Jüdinnen und Juden angegriffen werden, und nicht zu schweigen, wenn über sie gelästert wird. Antisemitismus ist eine Schande für unsere Gesellschaft, die wir nur gemeinsam überwinden können."
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Pressemitteilung des Römerbergbündisses von Sonntag, 12. November 2023
Nie wieder ist jetzt! - Gemeinsam gegen Judenhass in Frankfurt und weltweit!
1938 haben die Novemberpogrome den Auftakt zur Vernichtung der europäischen Juden gesetzt. Genau 85 Jahre danach müssen Jüdinnen und Juden weltweit und auch in Frankfurt schon wieder um ihre Sicherheit fürchten. Seit dem Hamas-Massaker an arg- und wehrlosen Zivilisten ist nicht nur Israel massiv bedroht, auf der ganzen Welt werden Jüdinnen und Juden angefeindet.
Auf Demonstrationen, auch in Frankfurt, wurden SS-Runen und antisemitische Symbole herumgetragen. Linke, rechte, islamistische Extremisten, aber auch Menschen aus der "Mitte der Gesellschaft" scheuen sich nicht, antisemitische Vorurteile bis zum Hass auf Juden und Israel privat und öffentlich zu äußern. Jüdische Häuser und Einrichtungen werden mit Davidsternen gekennzeichnet, um damit zur Gewalt gegen sie aufzurufen. Eine so nur aus der Nazi-Zeit bekannte Angst geht um in den jüdischen Communities.
Dazu können wir Frankfurterinnen und Frankfurter nicht schweigen! Dagegen wollen wir öffentlich und privat Stellung beziehen: In unserem Alltag, auf der Arbeit, in der Freizeit, im Freundeskreis, in unseren Gemeinden und Vereinen-überall, wo uns Antisemitismus begegnet. Wir müssen widersprechen, jedes einzelne Mal, und uns schützend vor die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Frankfurts stellen.
Als Zeichen dafür lädt das Römerberg-Bündnis am 17. November 15 Uhr zu einer Kundgebung ein unter dem Motto Nie wieder ist jetzt! Gemeinsam gegen Judenhass in Frankfurt und weltweit. Jede und jeder wird gebraucht, denn es soll ein starkes Zeichen dafür werden, dass Frankfurt diesmal verstanden hat.
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Pressemitteilung des Römerbergbündisses von Samstag, 11. November 2023
Römerbergbündnis und Stadtregierung rufen zur Kundgebung gegen Judenhass auf
Unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt! Gemeinsam gegen Judenhass in Frankfurt und weltweit“ wird am kommenden Freitag, dem 17. November 2023, um 15 Uhr eine Kundgebung auf dem Opernplatz stattfinden. Anschließend soll eine kurze Demonstration zur nahegelegenen Westend-Synagoge führen. Vor der Synagoge soll das zu Beginn des Schabbats übliche Kerzenzünden symbolisch begangen werden.
Initiiert wurde die Aktion vom Römerbergbündnis, das sich 1978 gegründet hat, um rechtsradikalen Demonstrationen in Frankfurt symbolisch entgegenzuwirken. Die letzte größere Aktion war die Kundgebung „Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit“ mit rund 15.000 Teilnehmenden im Jahr 2015. Im Römerbergbündnis sind Vertreter der Jüdischen Gemeinde, der Evangelischen Kirche, der Katholischen Kirche, des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und des Frankfurter Jugendrings zusammengeschlossen.
Unterstützt wird die Aktion vom Magistrat der Stadt Frankfurt, der alle Bürgerinnen und Bürger aufruft, dieses wichtige Zeichen für Solidarität und demokratische Grundwerte zu unterstützen.
Oberbürgermeister Mike Josef: „Dank an das Römerbergbündnis für die Aktion. Frankfurt steht geeint auf gegen Antisemitismus. Lassen wir unseren Worten Taten folgen, kommen Sie zahlreich zur Kundgebung auf den Opernplatz am Freitag, den 17.11.2023, um 15 Uhr!“
Johannes zu Eltz, katholischer Stadtdekan: „Die Christen haben im November 1938 die Frankfurter Juden im Stich gelassen. Wir haben im November 2023 wieder eine Chance, ihnen beizustehen. Eine dritte bekommen wir nicht.“
Holger Kamlah, evangelischer Stadtdekan: „Wir dürfen unter keinerlei Umständen hinnehmen, wenn sich Jüdinnen und Juden in diesem Land nicht mehr sicher fühlen. Es braucht ein deutliches und sichtbares Zeichen, dass wir an Ihrer Seite stehen.“
Philipp Jacks, Frankfurter DGB-Vorsitzender: „Wir dürfen nicht müde werden, unsere Grundwerte zu verteidigen. Es ist niemals einfach, Ruhe und Sachlichkeit zu bewahren, wenn Menschen Opfer von Gewalt werden. In jedem Krieg gibt es unschuldige Opfer auf allen Seiten, das darf aber nicht zu Hass auf Angehörige einer Religion oder einer Nation führen, denn das befeuert die Konflikte nur zusätzlich. Wir alle müssen wachsam sein und Opfern von Diskriminierung zur Seite stehen. Auf der Straße, in der Schule, im Betrieb.“
Julien Chamboncel, Vorstandsvorsitzender des Frankfurter Jugendrings: „Derzeit nutzen die Kräfte, denen wir uns als Römerbergbündnis verschrieben haben sie zu bekämpfen, die Situation in Israel und Gaza um ein neues Angstklima zu schaffen und Fronten zu verhärten. Wir dürfen das nicht zulassen, weil damit die Sicherheit der hier lebenden Jüdinnen und Juden aufs Spiel gesetzt wird und der gesellschaftliche Zusammenhalt gefährdet wird.“
Jüdische Gemeinde: „Es ist wichtig, dass wir als Römerbergbündnis und mit hoffentlich sehr vielen Frankfurterinnen und Frankfurtern gemeinsam unsere Stimme gegen Antisemitismus erheben. Wir erleben eine neue Dimension des Judenhasses, der nun in einer gesamtgesellschaftlichen Kraftanstrengung entgegengetreten werden muss. Es ist höchste Zeit, dass vielerorts noch zu laute Schweigen zu brechen und das leichtfertige Hinnehmen der aktuellen Situation zu beenden. Am Freitag wollen wir unserer aller Verantwortung nachkommen, denn das „Nie Wieder“ ist jetzt.
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