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17. Nov 23 I Deutliches Zeichen gegen Judenhass vor der Alten Oper und der Synagoge


v.li. Michaela Fuhrmann, Leiterin Politische Beziehungen der jüdischen Gemeinde Frankfurt a.M., Johannes zu Eltz, katholischer Stadtdekan, Holger Kamlah evangelischer Stadtdekan, Foto: Rolf Oeser

Viele schließen sich dem Aufruf des Römerbergbündnisses und der Stadt an: „Nie wieder ist jetzt!“

Vielfalt, Toleranz, kein Fußbreit für Antisemitismus, Jüdinnen und Juden sollen sich in dieser Stadt willkommen und sicher fühlen – das waren zentrale Botschaften der heutigen Kundgebung auf dem Platz vor der Alten Oper, zu der das Römerbergbündnis in Zusammenarbeit mit der Stadt Frankfurt am Main aufgerufen hatte. „Wer gegen Rassismus auf die Straße geht und vor Antisemitismus die Augen verschließt“, werde in einer Stadt aufwachen, die nicht wünschenswert sei, in der es den Menschen schlechter gehe, sagte Oberbürgermeister Mike Josef in seiner Rede. Josef sprach von grauenhaftem Terror, den die Hamas am 7. Oktober verübt habe. Und äußerte, es sind nicht die Religionen, die uns trennen „sondern die Achtung der Menschenwürde“.

Kurz vor drei gab es noch manche Lücke auf dem Platz der Alten Oper, als gegen viertel nach drei Philipp Jacks, Geschäftsführer der DGB-Region Rhein-Main, die Kundgebung „Nie wieder ist jetzt! – Gemeinsam gegen Judenhass in Frankfurt und weltweit“ eröffnete, konnte er sagen, „Freue mich sehr, dass wir ein klares deutliches Zeichen setzen können“, tausende versammelten sich. Der frühe Termin war gewählt worden, mit Rücksicht auf den Sabbatbeginn um 16.08 Uhr. Die Kundgebung ging in einen Demonstrationszug über, der sich in Richtung Westendsynagoge bewegte zum Kerzenanzünden anlässlich des Sabbat.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Jüdische Gemeinde, evangelische und katholische Kirche und der Frankfurter Jugendring gehören zu dem Römerbergbündnis. Neben dem Zusammenschluss und der Stadt war auch der Rat der Religionen durch seine Vorsitzende Nura Froemel vertreten. Sie sprach von „erschütternden Vorfällen“ in Frankfurt und dankte für Planung und Organisation der Kundgebung. Sie setze darauf, dass es der Zivilgesellschaft gelinge, Respekt und Toleranz durchzusetzen.

Benjamin Graumann, Mitglied des Vorstands der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt, bedankte sich beim Podium, bei den Menschen auf dem Platz, bei solchen Freunden müsse man die Feinde nicht fürchten. Er sagte aber auch, er sei schockiert, wie viele hier in Frankfurt nicht nur einstens geschwiegen hätten, sondern auch heute schweigen. Graumann berichtete, dass Studierende sich in der Goethe Universität nicht trauten, als Jüdinnen oder Juden erkennbar zu sein. Enttäuschung bekundete er auch über die Reaktionen „des Frankfurter Kulturbetriebs“.

„Unerträglich“ sei es, wenn zur Schau gestellte Morde bejubelt würden, sagte der evangelische Stadtdekan Holger Kamlah in seinem Beitrag, Größe zeige, wer mit den Opfern fühlt, „das verbindet eigentlich die Religionen“. Es dürfe nicht weiter zugelassen werden, dass man Angst um die jüdischen Mitbürger:innen habe, so Kamlah. Zwei Länder hätten besondere Verantwortung für Schutzräume für Jüdinnen und Juden – Israel und Deutschland.

Die Opfer der Gewalt in Nahost, auch die in Gaza, egal welcher Religion, bedrückten ihn, sagte der evangelische Stadtdekan. Der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz appellierte, sich kein Freund-, Feindschema aufzwingen zu lassen. Konflikte müssten auf dem Boden des Grundgesetzes gelöst werden. Johannes zu Eltz bekräftigte: „Wir wollen, dass Jüdinnen und Juden hier unbehelligt leben können.“ Erst unlängst sei „75 Jahre Israel“ auch hier in Frankfurt gefeiert worden, er hoffe, dass noch viele halbrunde und runde Jubiläumsfeiern folgen werden, sagte zu Eltz.

Dass junge Menschen in Frankfurter Schulen und Vereinen, die bislang befreundet waren, sich entzweiten, gehe nicht an, äußerte Julien Chamboncel, Vorsitzender des Frankfurter Jugendrings. Er zitierte den Vater der aus Frankfurt stammenden und im KZ Bergen-Belsen umgekommenen Tagebuchautorin Anne Frank: Die Vergangenheit könne nicht geändert werden, aber die Gegenwart und die Zukunft.


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