Dr. David Bäuchle und seine Kolleginnen aus dem Clementine Kinderhospital sitzen im Kreis zusammen, nippen an ihren Getränken, lachen und strahlen. Es ist ihnen anzusehen, wie sehr sie sich freuen, einen freien Abend gemeinsam zu verbringen. „Das tut so gut“, sagt der Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, der sich für seine Kollegengruppe um die Anmeldung zum Kino auf dem Dach spezial gekümmert hat. Und eine Kollegin ergänzt: „Zuletzt ging es immer nur im die Covid-Regeln und was deshalb alles nicht erlaubt ist. Dieser Abend ist der erste seit Beginn der Pandemie, den wir gemeinsam verbringen. Und das ist wundervoll.“
Mit der Einladung zum Open-Air-Kino auf der Dachterrasse des Hauses am Dom wollen Katholische und Evangelische Stadtkirche jenen danken, die in pflegerischen und medizinischen Berufen die volle Härte der Corona-Pandemie zu spüren bekommen haben. Je 60 Besucherinnen und Besucher können pro Abend kommen, doch weil sich im Vorfeld weit mehr als 400 Menschen angemeldet haben, haben die beiden Stadtkirchen die Aktion von fünf auf sieben Abende ausgeweitet.
Eine Hauptlast getragen
Holger Kamlah, Prodekan des Evangelischen Stadtdekanats Frankfurt und Offenbach, begrüßt die Gäste beim Eröffnungsabend am gestrigen Mittwoch: „Sie alle haben eine Hauptlast getragen. Das tun Sie immer, aber im letzten Jahr umso mehr.“ Die Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger freuen sich sichtlich über die netten Worte und die Aktion der Stadtkirchen. Vor der Frankfurter Skyline genießen sie den Film „Yesterday“, dazu gibt es Freigetränke und Snacks. Die Stimmung ist gelöst, aufgekratzt fast – alle sind froh, endlich einmal den Kopf freizukriegen. Denn wie viel die Pandemie dem medizinischen und pflegerischen Personal wirklich abverlangt, zeigt sich eher im Verborgenen, zum Beispiel in den Gesprächen mit der evangelischen und katholischen Klinikseelsorge. Das schrieben auch die beiden Stadtdekane Dr. Johannes zu Eltz und Dr. Achim Knecht in der Einladung zur Aktion.
„Eine krasse Zeit“
Die Krankenpflegerinnen Aneta und Anna aus dem Nordwestkrankenhaus freuen sich, dass sie Karten für den begehrten Eröffnungsfilm bekommen haben. „Das war schon eine krasse Zeit“, sagt Anna mit Blick auf die bisherigen Pandemie-Monate. „Wir haben sehr viel zu tun gehabt, sind extra auf eine geschlossene Corona-Station abgezogen worden und haben da zwölf-Stunden-Schichten gearbeitet. Da tut es wirklich gut, wenn jemand Danke sagt.“
So empfinden es auch Susanne und Michael Brunk, die beide im Bereich Pflege arbeiten – sie in den Rotkreuz-Kliniken, er in der Uniklinik. Generell sei viel Dank zu spüren, sagt Susanne Brunk: „Es gibt einige Aktionen, viel gespendetes Essen, Café- und Friseurbesuche. Aber Kulturelles bisher nicht, deshalb ist das hier das Schönste, darüber freuen wir uns sehr.“ Ihr Mann versucht, die positiven Seiten der vergangenen harten Monate zu sehen: „Natürlich sind auf der Intensivstation Menschen gestorben, aber das passiert leider auch sonst, das gehört zu unserem Beruf dazu. Wenigstens hatten wir immer genug Material und Schutzausrüstung – und durch die Pandemie ist auch vieles vom sonstigen operativen Geschäft weggefallen, so dass wir uns auf die Covid-Patienten konzentrieren konnten.“ Das Ehepaar vertraut auf die steigenden Impfzahlen und ist zuversichtlich, dass dadurch im Herbst nicht wieder so viele Patienten mit schweren Verläufen ins Krankenhaus kommen.
Um die Einladung zu finanzieren, haben die beiden Stadtkirchen parallel dazu die Spendenaktion „Ich schenk dir einen schönen Abend“ ins Leben gerufen. Mit 15 Euro können Interessierte, die ebenfalls „Danke“ sagen möchten, einer dieser Personen die Teilnahme ermöglichen.
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