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28. Aug 22 | Stadtkirchenfest und Plaketten-Verleihung



Gabriele Fengler, hier mit Stadtdekan zu Eltz, freut sich über die Auszeichnung. Foto: Anne Zegelman

Eigentlich habe sie die Bartholomäusplakette gar nicht annehmen wollen, sagte Brigitte Weber bei der Verleihung im Dom. Schon beim Lesen der Begründung sei ihr nämlich schwindlig geworden – und sie habe im Spaß ihren Ehemann gebeten, schon einmal ihren Heiligenschein zu polieren. Aber Spaß beiseite: „Ich sehe Ehrungen dieser Art kritisch, denn das hat ein bisschen was von Personenkult“, findet Weber, die sich seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlich beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Frankfurt und seit über 50 Jahren in der Kirchengemeinde St. Bernhard (heute Dompfarrei) engagiert. Immerhin hätten diese Anerkennung auch viele andere verdient. Und überhaupt falle es ihr schwer, ihre ehrenamtliche Arbeit in Verhältnis zu den Taten der mutigen Menschen zu setzen, die den SkF einst gegen viele Widerstände als Anlaufstelle für „gefallene Mädchen und Frauen“ gegründet haben. Dass sie sich dann doch entschieden habe, den Preis entgegenzunehmen, liege vor allem daran, dass sie für ein Thema stehe, auf das sie aufmerksam machen wolle: „Der Name ,Sozialdienst katholischer Frauen‘ mag vielleicht altmodisch klingen, doch ich versichere Ihnen, die herausfordernde Arbeit ist hochzeitgemäß. Wir sind kein Strümpfe strickender Kuschelverein, sondern arbeiten hart in der Mitte der Gesellschaft!“


„Lasst uns den Spaß nicht verlieren!“


Neben Brigitte Weber erhielt auch Gabriele Fengler die Bartholomäusplakette für jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement. Sie ist seit 1993 ins Gemeindeleben eingebunden und seit 1995 in diversen Gremien. Sie kam 1992 zur Kirche, als sie betreten von den rechtsradikalen Anschlägen, dort Antworten suchte. Seit 1995 saß sie im Pfarrgemeinderat und arbeitete von diesem Zeitpunkt an in praktisch allen Gremien der Gemeinde mit, seit 1998 ist sie durchgehend im Vorstand. Die Nachricht über die Ehrung habe sie sprachlos gemacht, und das sei nicht allzu oft der Fall. Natürlich gibt es auch in ihrem Leben viele, die dazu beigetragen haben, dass so viel Engagement möglich war. „Ich hatte das große Glück, dass ich eine Familie habe, die mir den Rücken stärkt, und dass ich immer auf Menschen getroffen bin, mit denen es eine Freude war, zusammenzuarbeiten“, sagte Fengler, die laut Laudator Günter Broschart auch als „Eventmanagerin von St. Josef“ bekannt ist. Bewahrt hat sie sich bis heute eine gewisse Leichtigkeit: „Es ist schön, etwas zu bewegen – lasst uns den Spaß nicht verlieren!“ Eine ausführliche Würdigung der umfassenden Tätigkeiten der beiden Geehrten gibt es hier.


Stadtdekan Johannes zu Eltz und Marianne Brandt überreichen Brigitte Weber die Bartholomäusplakette. Foto: Anne Zegelman

Die Verleihung der Bartholomäusplakette war der Höhepunkt des Stadtkirchenfestes, das nach zwei Jahren Pause erstmals wieder auf dem Domplatz stattfinden konnte. Der Tag begann mit einem Festgottesdienst im Dom, bei dem die Reliquie des Heiligen Bartholomäus gezeigt wurde. Stadtdekan Johannes zu Eltz und sein Stellvertreter Rolf Glaser leiteten die Messe. Die Predigt hielt Marianne Brandt, Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholikinnen und Katholiken, gemeinsam mit Stadtdekan zu Eltz. Dabei fand Marianne Brandt deutliche Worte: „Die katholische Kirche in Deutschland steckt in einer Krise. Der Missbrauch hat die Kirche und viele Glaubende tief erschüttert. Es ist kaum zu glauben, dass diese Institution, die für die Begegnung mit Gott steht, Heil verspricht, Menschen so zusetzen und zerstören kann.“ Die gesamte Dialogpredigt kann unten nachgelesen werden.


Eine kritische Tiefe


Nach dem Gottesdienst wurde auf dem Domplatz gefeiert – und auch zahlreiche Gruppen nutzten die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Darunter war erstmals auch Maria 2.0. Der Stand der Frauen war mit Auszügen aus den Handlungstexten des Synodalen Weges geschmückt, außerdem konnte, wer wollte, einen Segenswunsch notieren. Der Synodale Weg sei eine „tolle, wichtige, aber auch fragile Sache“, sage Monika Humpert, Gründungsmitglied von Maria 2.0 Frankfurt. Den Frauen sei es wichtig, zu zeigen, dass sie aus der Mitte der Gesellschaft und der Mitte der Kirche kommen. Entsprechend suchten sie beim Stadtkirchenfest offen das Gespräch mit den Besucherinnen und Besuchern. Viele, die am Stand stehen blieben, freuten sich, dass durch die kritischen Stimmen von Maria 2.0 das Fest auch eine kirchenpolitische Tiefe bekam.

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