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27. Aug 23 I Bartholomäus wird adäquat gefeiert



Stadtdekan Johannes zu Eltz und Ministrant:innen stehen vor der Bartholomäus-Reliquie. Foto: Anne Zegelman

„Mir sind, nachdem ich dich für die Plakette vorgeschlagen habe, doch arge Bedenken gekommen.“ Das räumte Klinikseelsorgerin Sabine Bruder bei der Laudatio für ihre ehrenamtliche Seelsorgekollegin Elvira Gottschalk ein. Und stellte fest: „Eine Laudatio für Elvira Gottschalk – das ist ein Widerspruch in sich!“ Denn Ehrungen und großes Lob, das mag Elvira Gottschalk überhaupt nicht. Sich engagieren, für andere da sein, helfen, das erscheint ihr selbstverständlich, keiner großen Worte wert. Umso mehr freue sie sich, dass Elvira Gottschalk sich nach kurzer Bedenkzeit entschieden habe, die Ehrung anzunehmen – stellvertretend für den Ökumenischer Arbeitskreis Frankfurt (ÖAKS) zur Ausbildung und Begleitung von Ehrenamtlichen, dessen langjährigstes Mitglied Elvira Gottschalk ist und der gerade 25-jähriges Bestehen feiert.

Am heutigen Sonntag nun wurde Elvira Gottschalk von der katholischen Stadtkirche Frankfurt mit der Bartholomäusplakette für herausragendes ehrenamtliches Engagement geehrt. Monika Humpert, stellvertretende Vorsitzende der Stadtversammlung der Frankfurter Katholik:innen, und Stadtdekan Johannes zu Eltz überreichten ihr die Bartholomäusplakette samt Blumen und Urkunde.

Elvira Gottschalk absolvierte 1997 und 1998 den ersten Kurs des ÖAKS und begann kurz darauf ihren Dienst als ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin in den Frankfurter Rotkreuz-Kliniken, von 2004 bis 2021 war sie im Höchster Krankenhaus tätig. Seit zwei Jahren ist sie im Krankenhaus Sachsenhausen als ehrenamtliche Seelsorgerin im Einsatz. Die Beauftragungsfeier fand, daran erinnert sie sich noch gut, 1998 im Bartholomäusdom statt, ebenso wie nun ein Vierteljahrhundert später die Ehrung mit der Bartholomäusplakette – kein Wunder, dass die Laudatorin davon sprach, dass sich ein Kreis schließe.


Dienstantritt mit evangelischem Namensschild


Elvira Gottschalk nahm die Anwesenden in einer kurzen Rückschau mit zu den Anfängen ihres Ehrenamtes: „Da meine Mentorin evangelische Pfarrerin war, bin ich zunächst mit dem Kreuz der Evangelischen Kirche Hessen Nassau am Namensschild als katholische ehrenamtliche Seelsorgerin in den Rotkreuz-Kliniken unterwegs gewesen – das empfand ich als gelebte Ökumene“, sagte sie im Dom. In den Kliniken haben sie und ihre Kolleg:innen durch – meist unangekündigte – Besuche die Gelegenheit zur Begegnung mit Menschen, die oft eher keinen Kirchenbezug haben. „Doch selbst, wenn es zu keinem Gespräch kommt, bleibt bei den Besuchen der Eindruck erhalten, dass es in dieser christlichen Kirche Menschen gibt, die einfach da sind, Zeit für sie haben und an ihnen interessiert sind. Eine Begegnung auf Augenhöhe schafft Vertrauen und kann Impulse geben, Erfahrungen neu zu überdenken und vielleicht einen Zugang zum Glauben zu finden.“

Neben der medizinischen und pflegerischen Betreuung sei es für die Patientinnen und Patienten oft hilfreich, sich in einem Gespräch mit ihren aufkommenden Ängsten und Sorgen auseinanderzusetzen. Eine Person zu treffen, die genau in diesem Moment einfach da sei, respektvoll zuhört ohne Ratschläge zu geben – diese Hilfe gebe sie gerne. „Denn sie führt im Idealfall zu beidseitiger Zufriedenheit, und das bestärkt mich in meinem Glauben und meinem karitativen Anspruch an mich selbst.“

Eine besondere Herausforderung sei es für sie stets, Gespräche zu führen, in denen vom Leid berichtet werde, das Vertreter der Amtskirche Menschen angetan haben. „Zu diesen Themen bin ich im Geiste bei den Forderungen und Errungenschaften des Synodalen Wegs genauso wie bei den Frauen von Maria 2.0“, sagte Elvira Gottschalk. Sie dankte neben Laudatorin Sabine Bruder auch allen Mentoren, Supervisoren und Referenten, die ihr das Rüstzeug für die Ausübung der Ehrenämter, speziell der Krankenhausseelsorge, gegeben haben, sowie ihrer Familie und nutzte die Chance, für den ÖAKS und die Klinikseelsorge zu werben.

Der zweite Preisträger in diesem Jahr ist Karl-Heinz Burschyk, der vom Bezirksverband der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Rhein-Main vorgeschlagen wurde. Der 81-Jährige identifiziert sich seit mehreren Jahrzehnten intensiv mit der Stadtkirche Frankfurt und ist bekannt für seine engagierte, innovative und aktive Mitarbeit in den Synodalen Gremien und Ausschüssen. Bei der Übergabe der Bartholomäusplakette konnte er nicht anwesend sein, so dass sie ihm zu einem späteren Zeitpunkt gesondert übergeben wird.


Muskelkraft im Apfelsaft


Die Plakette wird jedes Jahr im Rahmen des Stadtkirchenfestes verliehen, das am Sonntagmittag bei Essen und Getränken mit Livemusik auf dem Domplatz gefeiert wurde. Erneut nutzen zahlreiche Organisationen die Möglichkeit, die Besucherinnen und Besucher an Ständen über ihre Themen zu informieren. So wie Lutz Neumann, der für Christians4future vor Ort war. „Uns geht es darum, dass das ganze Thema Zukunft auch eine spirituelle Komponente hat und es sinnvoll ist, Gott um seine Hilfe zu bitten“, so Neumann, der im Lauf des rund dreistündigen Festes mit zahlreichen Interessierten ins Gespräch kam. Besonders gut kamen wieder die Mitmach-Aktionen an, zum Beispiel das Apfelpressen, bei dem man merkte, wie viel Arbeit und Muskelkraft in einem einzigen Glas Apfelsaft steckt, oder das Info-Rad, bei dem anhand verschiedener Lebensmittel durchdekliniert wurde, wann Lebensmittel trotz abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum noch essbar sind.

Und dann war da noch das „Tomaten-Gerät“: „Man zieht an den einzelnen Tomaten und merkt schnell, dass sie unterschiedlich schwer sind“, erklärte Oswald Bellinger vom Netzwerk Eine Welt, das wie jedes Jahr die Info-Meile auf dem Fest organisiert hatte. „Das Gerät gehört der Stadt Frankfurt und verdeutlicht, welch großen Unterschied die Wahl des Gemüses im Supermarkt fürs Klima machen kann. In der Tat sorgte das „Tomaten-Gerät“ für Überraschung beim ein oder anderen Besucher. „Dass auch Tomaten aus der Region so schädlich fürs Klima sein können hätte ich jetzt nicht gedacht“, sagte eine Frau, während sie an der linken oberen Tomate mit der Aufschrift „Beheiztes Gewächshaus Regional“ zog. Die wog nämlich am schwersten mit 2325 Gramm CO2, dicht gefolgt von der Tomate, die mit dem Flugzeug von den Kanaren gekommen ist und 1800 Gramm CO2 verursacht hat. Klima-Star mit schlanken 9 Gramm CO2 ist die regionale, saisonale Bio-Tomate, die regional-saisonale Tomate liegt mit 21 Gramm auch noch im Rahmen. Außerdem vor Ort war noch die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) mit einem Glücksrad sowie das Projekt Erlassjahr.de, das ein actionreiches Jenga-Spiel anbot. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen den Informationen aufgeschlossener begegnen, wenn sie mit ein bisschen Spiel präsentiert werden“, so Bellinger.


„Warum verehren wir einen alten Knochen?“


Das Stadtkirchenfest zu Ehren des Heiligen Bartholomäus hatte um 11 Uhr mit einem Festgottesdienst im nach ihm benannten Dom begonnen. Dabei wurde – auch das ist eine hochgeschätzte Tradition in Frankfurt – wieder die kostbare Reliquie des Bartholomäus präsentiert, vor der die Gläubigen beten konnten. Der Teil des Schädels wird in einem goldenen Gefäß aufbewahrt, dessen Zurschaustellung für viele Frankfurterinnen und Frankfurter ein besonderer Moment im Jahr ist. Pia Arnold-Rammé, Vorläufige Regionenvertretung der Region Frankfurt, fragte in ihrer Predigt: „Warum verehren wir einen alten Knochen, dessen Echtheit vielleicht noch nicht einmal erwiesen ist? Für mich bedeutet dieser Knochen: Real existierende Menschen haben an diesen Jesus von Nazareth geglaubt, sind ihm nachgefolgt, haben in ihrem ganz normalen Leben den Glauben bezeugt und sind sogar oft genug für ihre Überzeugung gestorben.“ Es sei kein Fantasiekonstrukt, keine reine Weisheitslehre, dieser Glaube. „Sondern er hat sich in der Geschichte ereignet und tut dies bis heute. Er wurde von ganz konkreten Menschen in der Geschichte bezeugt; er existiert wirklich, in der Geschichte von Menschen, die real sind, mit Haut und Knochen.“ So wie es dieser Schädel des Bartholomäus demonstriere: „Und das gibt mir Kraft und Stärke für mein Leben, für meinen Glauben.“ Wegen Krankheit konnte Pia Arnold-Rammé ihre Predigt nicht selbst halten, stattdessen wurde sie von ihrer Kollegin Jutta Fechtig-Weinert vorgetragen.


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